Spiegelungen erzeugen auf Fotos oft eine interessante Raumwirkung. Selbst langweilige Orte können durch Verzerrungen und Verschachtelungen hochkomplex und interessant erscheinen. Bisweilen ist es sogar möglich, einer Fotografie durch eine Spiegelung eine zusätzliche Bedeutungsebene zu verleihen.
Alltägliche Reflexionen zum fotografieren nutzen
Im alltäglichen Leben begegnen Sie einer Vielzahl spiegelnder Flächen, die auf völlig unterschiedliche Arten reflektieren und dementsprechend auch für eine Fotografie vielfältige Funktionen haben können.
Beziehen Sie beispielsweise eine Wasseroberfläche in ihr Bild mit ein, so erzielen Sie einen umso größeren Verfremdungseffekt, je stärker das Wasser in Bewegung ist. Bei zu starkem Wellengang ist die Spiegelung natürlich nicht mehr zu erkennen, aber ein leicht bewegtes Gewässer können Sie ideal nutzen, um einen fotografierten Gegenstand als traumartige Verzerrung zu verdoppeln.
Metalloberflächen, wie zum Beispiel bei einem Kochtopf, haben einen anderen Verfremdungseffekt. Ein gewölbter Metallgegenstand streckt oder staucht Teile des gespiegelten Bildes. Objekte im Vordergrund können unverhältnismäßig groß in Bezug zur Umgebung erscheinen. Besonders interessant könnte es aussehen, wenn Sie die Spiegelung eines menschlichen Gesichts auf einer gewölbten Metalloberfläche in Ihr Bild integrieren.
Durchsichtige, aber dennoch spiegelnde Glasflächen eröffnen Ihnen großartige Möglichkeiten, Figuren und Gegenstände in einen anderen Kontext zu setzen oder Ihrem Bild eine zusätzliche Ebene zu geben.
Denken Sie nur einmal daran, einen Freund als Spiegelung auf der Trennscheibe eines großen Schlangenterrariums abzulichten: Wenn die Scheibe sauber genug ist, um eine klare Spiegelung zu erzeugen, und der Scheibe gegenüber keine störenden Elemente im Bild sind, könnte es so aussehen, als befände sich Ihr Freund mitten unter den Schlangen!
Oder stellen Sie sich eine Uhr vor, deren Ziffernblatt von einer Glasscheibe bedeckt ist, und fotografieren Sie, wie sich eine rennende Person auf dieser Scheibe spiegelt. Nun haben Sie ein Foto von einer rennenden Person vor dem Ziffernblatt einer Uhr – damit haben Sie die Hektik, von der das Bild erzählt, gleich mal verdoppelt!
Nicht zuletzt können Sie auch das Glas einer Sonnenbrille oder sogar das menschliche Auge als spiegelnde Fläche für Ihre Fotografien nutzen. Das empfiehlt sich insbesondere dann, wenn Sie darstellen wollen, was eine Person gerade sieht: Sie haben sowohl eine Person, als auch ihre verzerrte Sicht auf einen weiteren Gegenstand auf einem einzigen Bild!
So fotografieren Sie Reflexionen besser
Wenn Sie mit einer kleinen Schärfentiefe arbeiten, können Sie wählen, ob Sie den Fokus auf den spiegelnden oder den gespiegelten Gegenstand legen möchten. So ist es möglich, eine Spiegelung gestochen scharf darzustellen, während von dem spiegelnden Gegenstand nur eine unscharfe, vage Ahnung bleibt. Umgekehrt gilt das natürlich ebenso: Sehr reizvoll kann es sein, wenn Sie einen interessanten, spiegelnden Gegenstand (beispielsweise eine exzentrische Person mit Sonnenbrille) scharf abbilden, das sich spiegelnde Objekt jedoch unscharf belassen: So wird auch das gespiegelte Objekt interessant und es bleibt Spielraum für Interpretationen.
Besonders spannend ist es, bei Nacht leuchtende Objekte zu fotografieren, die von einer Fläche reflektiert werden. Wenn das spiegelnde Objekt teilweise im Dunkeln liegt, kann der Betrachter unter Umständen nicht mehr zwischen gespiegelten Objekten und solchen, die im direkten Sichtfeld liegen, unterscheiden. Ein solches Bild, das in seiner Räumlichkeit nicht unmittelbar verständlich ist, wird den Betrachter zu weiteren Überlegungen anstacheln.
Wenn Sie Reflexionen fotografieren, sollten Sie auf einen Umstand Acht geben: Sorgen Sie dafür, dass Sie sich nicht selbst mit ihrer Kamera so spiegeln, dass Sie auf dem Bild zu sehen sind (es sei denn natürlich, Sie wünschen genau das aus bestimmten Gründen). Generell ist es sinnvoll, eine spiegelnde Fläche aus einem schrägen Winkel zu fotografieren. Damit Sie sich später nicht ärgern müssen, achten Sie besser darauf, dass Sie nicht irgendwo am Rand des Bildes noch mit Ihrer Kamera teilweise zu sehen sind.
Video von Christian Verhoeven
Das erste VLOG-Video zu meiner Foto-Challenge. Das erste Thema heißt „Reflexionen“. Dazu war ich im Medienhafen in Düsseldorf unterwegs!
Nun steht Ihnen nichts mehr im Wege, Ihre Fotos mit Spiegelungen komplexer zu gestalten!